Einführung in die Geschichte der Stadt Bludenz

Einführung in die Geschichte der Stadt Bludenz

Die ältesten Bludenzer, die ihre Spuren in Form von Keramikscherben hinterließen, lebten in der ersten Hälfte des zweiten Jahrtausends v. Chr., also in der frühen Bronzezeit auf dem Montikel. Bei Grabungen in den 1930iger Jahren auf dem „Kleinen Exerzierplatz“ konnte ein 3300 Jahre altes Dorf nachgewiesen werden, welches der Urnenfeldkultur zugehörte.

Ab 400 v. Chr. während der so genannten La Tene Zeit bildete Bludenz wohl eine der bedeutsamsten Siedlungen auf dem Gebiet des heutigen Vorarlberg. Die Funde aus dieser Zeit sind durch einen starken keltischen Einfluss gekennzeichnet. In diesen frühen Zeiten spielte wahrscheinlich der Bergbau um Bludenz und im nahen Montafon schon eine große Rolle und ebenso sicher wurden Waffenschmieden und Werkstätten für Eisenwaren in Bludenz betrieben. Zahlreiche Waffen und Geräte aus Bronze und Eisen wurden im Unterstein gefunden und deuten auf einen Warenumschlagplatz (Markt) hin. Spuren von Brandopfern lassen auf ein kultisches Zentrum schließen.

Um 15 v. Chr. wurde das Gebiet schließlich von den Römern erobert, womit Bludenz Teil des Römischen Reiches und der Römischen Zivilisation wurde. Die Bewohner übernahmen die Sprache der Römer in Form eines Vulgärlateins, aus dem sich die Rätoromanische Sprache entwickelte, welche im Montafon noch bis in die frühe Neuzeit gesprochen wurde und heute noch in Landschafts-, Berg- und Ortsnamen erhalten ist. Der Name Bludenz ist jedoch älteren Ursprungs und leitet sich wahrscheinlich von der indoeuropäischen Wortwurzel „pleud“ her, was so viel wie fließen bedeutet. Seit dem 3. Jahrhundert drangen die Alamannen plündernd in das obere Rheintal. In dieser Zeit dürfte der Montikel als strategischer Rückzugsort gedient haben, obwohl Bludenz nur am Rande von den Raubzügen betroffen war.

Namentlich ist Bludenz erstmals im „Churrätischen Reichsurbar“ von 842/43 erwähnt und zwar als „Pludono“, weiters auch als Pluteno“.

Hugo I. von Montfort förderte nach der Gründung der Stadt Feldkirch um 1200 den Arlbergverkehr, was sicher auch dem günstig gelegenen Dorf Bludenz zu Gute kam. Möglicherweise lag dieses Dorf nicht in der heutigen Altstadt, sondern im Obdorf.

1258 kam es zur Erbteilung unter den Montfortern, woraus die Grafen von Werdenberg entstanden. Diese hatten ein Territorium ohne städtische Zentren, weshalb sie Sargans und Bludenz gründeten. Schließlich teilten die Brüder Hartmann von Werdenberg-Sargans und Hugo I. von Werdenberg Heiligenberg ihre Güter, wobei der letztgenannte Bludenz und das Montafon erhielt. Die Stadtgründung erfolgte zwischen 1259 und 1269.

1391 schloss Graf Albrecht III. von Werdenberg-Heiligenberg mit der damals schon habsburgischen Stadt und Herrschaft Feldkirch die „Vorarlberger Eidgenossenschaft“, was auch zum Entstehen der Vorarlberger Landstände beitrug und den Anschluss an Österreich Habsburg vorwegnahm.

1394 verkaufte der Graf, der auch als der „friedfertige“ und „leutselige“ bekannt war, Stadt und Herrschaft Bludenz an die Habsburger, da er keinen männlichen Nachkommen hatte. Die Übergabe sollte allerdings erst nach dem Ableben von Graf Albrecht erfolgen. Während dem Appenzeller-Krieg im Jahre 1405 traten die Bludenzer erst auf Drängen ihres Grafen dem „Bund ob dem See“ bei. Der Graf brachte sich daraufhin ins Allgäu in Sicherheit und kehrte 1408 wieder nach Bludenz zurück.

1416 wurde Herzog Friedrich IV. von Österreich in der Stadt freundlich aufgenommen und über den Arlberg geleitet. Dieser war bei König Sigismund beim Konstanzer Konzil in Ungnade gefallen und geächtet. Die Treue zu „Friedel mit der leeren Tasche“, wie er von seinen Gegnern spöttisch genannt wurde zahlte sich im Jahre 1420 aus. Mittlerweile hatte König Sigismund die Reichsacht aufgehoben und der Herzog bestätigte in einem Vertrag die schon von dem eben erst verstorbenen Grafen Albrecht III. eingeführten Freiheiten der Bludenzer Bürger. Über dem Eingang des Oberen Tores ist Herzog Friedrich mit diesem Freiheitsbrief abgebildet.

1442 scheint erstmals das Amt des städtischen Baumeisters auf. Seit dem 17. Jahrhundert wird der „Baumeister“ als „Bürgermeister“ bezeichnet. Ebenfalls im Jahr 1442 hatte Bludenz hohen Besuch, nämlich König Friedrich III., der spätere Kaiser.

1444 wütete ein Stadtbrand, über welchen jedoch wenig überliefert ist. Im Jahre 1458 übergibt Erzherzog Sigmund der Münzreiche die Landesherrschaft über Bludenz seiner Ehefrau Eleonore von Schottland (+1480)

1472 wird erstmals die Spitalskirche erwähnt.

1473 wird der Bludenzer Bürger Egli Neyer durch den Grafen von Sonnenberg schwer verletzt. Dieses Ereignis war der Anlass zur Eroberung von Schloss und Herrschaft Sonnenberg durch Erzherzog Sigmund. Somit kam auch die Grafschaft Sonnenberg zum Hause Österreich-Habsburg.

1490 bestätigt Kaiser Maximilian I. neuerlich die Privilegien von Bludenz. Dieser Herrscher weilte auch zweimal in der Stadt, nämlich in den Jahren 1510 und 1515.

1491 wurde Bludenz durch einen fürchterlichen Stadtbrand zerstört, dem auch die St. Laurentiuskirche und das Schloss zum Opfer fielen.

Im Zeitalter der Reformation kam es zu einem Höhepunkt der bürgerlichen Freiheitsbestrebungen. Durch den Einfluss des Bludenzers Luzius Matt, welcher in Wittenberg studiert hatte und dort mit Martin Luther bekannt wurde, wandte sich ein Großteil der Stadtbewohner reformierten Glaubensinhalten zu. Mehrere Nonnen verließen durch das Wirken des protestantischen Kaplan Thomas Gasser das Kloster St. Peter. 1525 wurde Luzius Matt verbannt und Thomas Gasser floh nach Lindau.

1584 kam es neuerlich zu einem Stadtbrand. Barbara Gantner wurde vier Jahre später als Brandstifterin hingerichtet, indem sie in einen Sack eingenäht vom Scharfrichter ertränkt wurde. Am Abend des 1. November 1638 kam es zur größten Katastrophe der frühen Neuzeit. Ein gewaltiger Brand breitete sich in der Stadt aus. Nur das Obere Tor, zwei Häuser daneben, die Kirche und das Schloss blieben verschont. Zwei oder drei Frauen erstickten und ein Mann wurde erschlagen. Der mutmaßliche Brandstifter Martin Ratgeb aus Bürs wurde hingerichtet. Er wurde zuerst beinahe erwürgt und nachdem ihm ein Sack Pulver umgehängt wurde, auf dem Scheiterhaufen verbrannt.

Nachdem gegen Ende des Dreißigjährigen Krieges die Schweden im Jänner 1647 Bregenz eingenommen und zerstört hatten, drohte deren Feldherr Karl Gustav Wrangel auch Bludenz zu plündern. Nur durch eine hohe Brandsteuer an die Schweden konnte Bludenz gerettet werden. Die Skandinavier mussten kurzfristig in Bludenz einquartiert werden und konnten laut Stadtrat nur mit Mühe davon abgehalten werden, das Kloster St. Peter auszuplündern.

Die Laurentiuskirche, die nach dem Stadtbrand von 1491 im gotischen Stil, jedoch ohne Kirchturm wieder aufgebaut wurde, bekam in den Jahren 1667 bis 1670 endlich einen barocken Glockenturm, der heute noch eines der Wahrzeichen von Bludenz ist.

1682 löste eine Frau durch Unachtsamkeit in der Küche erneut einen schrecklichen Brand aus, bei dem von den etwa 100 Häusern in Bludenz nur 17 verschont blieben. Auch die Spitalskirche brannte aus. Sie wurde wieder instand gesetzt und konnte 1686 neu eingeweiht werden. Bemerkenswert sind die kunstvollen barocken Schnitzereien des Bildhauers Melchior Lechleitner aus Grins im Stanzertal.

Unter der Pfandherrschaft der Freiherrn von Sternbach, welche 1744 unter Kaiserin Maria Theresia in ein erbliches Lehen umgewandelt wurde, erfolgte in den Jahren 1745 bis 1752 der Umbau der alten Bludenzer Burg in ein Barockschloss.

Vorarlberg wurde im Pressburger Frieden am 26. 12. 1805 Bayern zugesprochen. Der Adlerwirt Christian Müller stellte im Jahre 1809 die Verbindung mit den Tiroler Aufständischen um Andreas Hofer her. Zusammen mit Bernhard Riedmiller vertrat er als militärischer Anführer – im Gegensatz zu Dr. Anton Schneider – eine harte Linie. Am 7. 7. 1814 wurde Vorarlberg wieder ein Teil Österreichs.

Im Revolutionsjahr 1848, von dessen Unruhen auch Bludenz am Rande betroffen war, bestieg der Bludenzer Brunnenmacher Anton Neyer, genannt „Bücheltonis Toni“ als erster die Zimba.

Durch die Errichtung der mechanischen Buntweberei „Bleiche“ der Firma Getzner, Mutter & Cie. im Jahre 1871 entstand ein großer Bedarf an Fabriksarbeitern, der großteils durch Zuwanderer aus dem „Welsch Tirol“ (Trentino) gedeckt wurde. Ebenso waren viele „Welsche“ als Bauarbeiter bei der Vorarlberg Bahn (Verbindung nach Bregenz), die 1872 eröffnet wurde und vor allem bei der Arlbergbahn, welche 1884 fertig gestellt wurde, beschäftigt.

Seit 1881 gibt es die Brauerei Fohrenburg und1888 wurde eine neue Filiale der Firma Suchard gegründet, die sich seit 1890 am jetzigen Standort befindet. 1891 wurde eine Bürgerschule (= Hauptschule) eröffnet. 1894 ging das Bludenzer Telefonnetz in Betrieb und 1895 kam es zur Gründung einer sozialdemokratischen Ortsgruppe. 1901 nahm das städtische Elektrizitätswerk seinen Betrieb auf und eine Rettungsabteilung des Roten Kreuzes wird gegründet. 1905 wurde die Montafoner Bahn feierlich eröffnet.

(Markus Pastella, 2010)

Lizenzvertrag: http://creativecommons.org/licenses/by-sa/3.0/legalcode

Wappen Hugos von Montfort in der Handschrift Cod. Pal. germ. 329 Hugo von Montfort: Lieder, Briefe und Reden, Steiermark, 1414/1
Wappen Hugos von Montfort in der Handschrift Cod. Pal. germ. 329 Hugo von Montfort: Lieder, Briefe und Reden, Steiermark, 1414/1415, Seite: 54r
Wappen der Werdenberg - Züricher Wappenrolle
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Aufzeichnungen über den Stadtbrand von 1491
Aufzeichnungen über den Stadtbrand von 1491
Florale Vorlagen aus dem Jahr 1592 – Jahrzeitbuch des Dominikanerinnen-Klosters St. Peter in Bludenz. Archiv: Vorarlberger Lande
Florale Vorlagen aus dem Jahr 1592 – Jahrzeitbuch des Dominikanerinnen-Klosters St. Peter in Bludenz. Archiv: Vorarlberger Landesarchiv, Kloster St. Peter Bludenz, Handschrift 5, fol. 1a und 2a.
Brauerei Fohrenburg
Brauerei Fohrenburg
Suchard
Suchard
Dampfsonderzug der Montafonerbahn
Dampfsonderzug der Montafonerbahn